Kochen mit Ancha #3 Doce de Amendoim e Coco






Hallo ihr Lieben…

…und willkommen bei einer weiteren Folge „Kochen mit Ancha“.

Generell habe ich festgestellt, dass die Mosambikaner herzhaftes Essen lieben. Wenn es dann aber mal etwas Süßes sein darf, dann muss es hier aber auch richtig süß sein.

Ganz nach dem Motto: Ganz oder gar nicht.



Eine auf den Straßen und auf Märkten sehr weit verbreitete und meine persönliche Lieblings-Süßigkeit ist das „Doce de Coco“, dicht gefolgt von dem „Doce de Amendoim“. Eigentlich das gleiche, nur einmal aus Kokosnuss und einmal aus Erdnüssen.

Man füge noch ein paar Kilo Zucker hinzu – fertig. Naja, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Aber zum Glück habe ich ja meine Ancha, die mich in das Geheimnis der Süßwarenherstellung mosambikanischer Hausfrauen eingeführt hat.

Und ein kann ich euch verraten: Es ist werden mal wieder echte Handarbeit und Muskelkraft gefordert.



1.      „Doce de Amendoim“



Zutaten:



-          Erdnüsse

-          Rohrzucker

-          Wasser



Zubereitung:

1.      Als Erstes müssen die Erdnüsse zu einem Erdnussmehl verarbeitet werden. Dazu werden die Erdnüsse mithilfe des "Pilao de alemaireris" (einer Art riesen Mörser) in mehreren Durchgängen zerstampft und fein gesiebt. Dabei kann man bei 28 Grad u 8:00 Uhr morgens schon ganz schön ins Schwitzen kommen. Alle „Stammleser“ wird dieser Schritt wahrscheinlich an die Matapa-Herstellung erinnern. Und weil man diesen „Nüsse-zu-Mehl“ Prozess in der mosambikanischen Küche relativ häufig verwendet, hat Ancha auch schon ein paar Specials auf Lager, aber schauts euch selbst an.

Ich bin dagegen noch relativ uneffektiv im Mörsern und muss mich jetzt mit meinen Blasen an den Händen abfinden.

Ich als Piladora


Ancha, professionell Piladora


2.      Nun bringen wir eine Tasse Wasser und zwei Tassen Zucker zum Kochen. Der Zucker sollte sich auflösen und das Wasser verdampfen, bis eine etwas dickflüssigere Flüssigkeit entsteht. Das Ganze hat bei uns circa 15 Minuten gedauert.



3.      Jetzt geben wir das Erdnussmehl unter ständigem Rühren hinzu. Auf zwei Tassen Zucker kamen bei uns vier Tassen Erdnussmehl. Die Masse sollte an einen Kecksteig erinnern und wird am Anfang noch relativ feucht-klebrig aussehen.


4.      Nun heißt es: Rühren-Rühren-Rühren. Und zwar solange, bis der Teig weitere Feuchtigkeit verliert und es im ganzen Haus wunderbar nach gerösteten Erdnüssen duftet. Und wenn euch zwischendurch der Arm abfällt, dann holt euch lieber Unterstützung, denn ganz schnell ist euch die Erdnuss-Zucker-Masse am Topfboden festgeklebt. Ihr seid fertig mit Rühren, sobald ihr den Teig anfassen könnt, ohne dass etwas an euren Fingern kleben bleibt.


5.      Wenn es soweit ist wird der Teig auf in einer etwa 1cm dicken Schicht auf einem Backblech (oder ähnlichem) in der Form eines Rechteckes verteilt.



6.      Sobald der Teig abgekühlt ist, kann man ihn in schneiden. Dazu den Teig erst waagerecht in Streifen und danach Diagonal schneiden, sodass viele, längliche Parallelogramme entstehen. Abkühlen und in der Sonne trocknen lassen – fertig.




Bemerkung:  Egal wer, wo diese Süßigkeit herstellt. Jeder schneidet sie genau in der gleichen Form und keiner wird sich jemals Gedanken darüber machen warum, weshalb, wieso, geschweige denn sich eine neue Form ausdenken.

Der Afrikaner macht alles so wie er es gelernt hat, ohne es zu hinterfragen oder den Trieb verspürt etwas verändern, individualisieren, weiterentwickeln oder verbessern zu wollen.






2.      „Doce de Coco“



Zutaten:




-Kokosnüsse

-Zucker

-Wasser



Zubereitung:



1.      Als Erstes muss auch hier wieder die Kokosnuss aufwendig verarbeitet werden. Für Ancha ist das Teilen der Kokosnuss natürlich kein Problem. Wir probieren das Kokoswasser um zu testen, ob die Kokosnuss auch frisch ist. Unsere sind „muito bom“.

Nun geht es ans raspeln der Kokosnuss. Dies machen wir mithilfe des "Raladorre", einem speziellen "Kokosnuss-Raspel-Hocker", den wir auch schon fürs Matapa verwendet haben.



2.      Sind die frischen Kokosraspeln fertig bringen wir wieder Zucker und Wasser zum Kochen (Siehe Schritt 2 oben).


3.      Sobald wir den „Zuckersirup“, der die Konsistenz und Farbe einer dunklen Bratensoße haben sollte, erhalten, fügen wir unsere Kokosraspeln hinzu.



4.      Nun heißt es warten und rühren bis die Feuchtigkeit der Kokosraspeln verdampft ist. Irgendwann werden die Kokosraspeln anfangen zu rösten und zu duften. Dann muss man besonders aufpassen, dass nichts anbrennt.

5.    Wenn die Kokosraspeln durch und durch angeröstet sind, hat die Masse die gewünschte Konsistenz erreicht. Wir verfahren nun wie in Schritt 5 und 6 bei den „Doce de Amendoim“.



FERTIG!





Hilfreiche Tipps:

-          Benutzt einfach einen Mixer um das Erdnussmehl herzustellen

-          In Mosambik existiert nur brauner Rohrohrzucker. Mit für uns „normalen“  weißen Zucker sollte es eigentlich genauso funktionieren. Allerdings finde ich den karamelligen Geschmack von Rohrohrzucker besonders passend und lecker.

-          Da frische Kokosnüsse bei uns schwer zu bekommen sind, könnt ihr euch den Prozess mit fertigen Kokosraspeln vereinfachen. Da diese getrocknet sind, wird es bestimmt auch viel schneller gehen.



Je nach Größe werden die süßen Diamanten für 5MTZ (7ct) oder 10MTZ (14ct) verkauft.

Ich habe mal die Kosten der Zutaten überschlagen, dann noch die Kosten für Holzkohle etc. dazugerechnet. Die Zeit, die die Zubereitung in Anspruch nimmt habe ich außer Acht gelassen, denn Zeit ist das einzige was die Bevölkerung hier im Überfluss hat.

Wenn ich diese Kosten nun mit unserer Ausbeute vergleiche, muss ich feststellen, dass nur an Tagen, wo alle Süßigkeiten verkauft werden, ein kleiner Gewinn überhaupt möglich ist. Man kann also fast schon davon reden, dass das Ganze meistens ein Minusgeschäft ist.

Warum die Preise trotzdem so extrem niedrig sind konnte ich leider nicht herausfinden. Ein Grund warum so viele Frauen ihre Zeit in den Straßenverkauf investieren, ist die Verantwortung und Kontrolle über einen bestimmten Betrag von Geld. Investieren sie zum Beispiel jeden Tag 1000 MTZ in Erdnüsse und Zucker und haben am Ende des Tages wieder 1000 MTZ dadurch verdient, so ist das Geld immer noch in ihrem Besitz. Hätten sie sich all die Arbeit gespart, hätten sie das Geld ihren Männern überlassen müssen und diese hätte es für Alkohol etc. ausgegeben. Den ganzen Prozess kann man also mit einer Art Sparbuch vergleichen, und wenn es jemand schafft doch mal einen kleinen Gewinn zu machen, so gibt es noch ein paar Zinsen obendrauf.



Diese Methode scheint für uns zielstrebige Europäer etwas ungewohnt oder uneffektiv. Jedoch machen es die Leute hier seit mehreren hundert Jahren so, und wie oben schon einmal erwähnt, sehen sie auch kein Grund daran etwas zu ändern.

Ich bin der Meinung man sollte sie an ihren Traditionen festhalten lassen. Jegliche Versuche ihnen unsere westlichen Denkweisen zu vermitteln, sind wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt und verschwendete Zeit/Geld.



Liebe Grüße

Ancha und Elena




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Willkommen bei den Naujoks!

Kochen mit Ancha #2 Matapa

Frauen in Mosambik - Ohne Mann besser dran?