Ich glaub ich Träume - Ilha de Mocambique


Endlich, nach fünf Stunden Fahrt über Staubpisten und mit Schlaglöchern übersähten Straßen erreichen wir die circa 4 Kilometer lange, einspurige Brücke, die das Festland mit der Ilha de Mocambique verbindet. Wir, das sind in dem Falle eine  4-Köpfige Familie aus Pemba, die mir spontan Donnerstagabend angeboten hat, mich mit ihnen die 450Kilometer zur Ilha zu transportieren. Und nun, keine 24 Stunden später, bin ich auch schon da.




Noch weiß ich nicht was mich auf der sehr kleinen, aber gleichzeitig sehr berühmten Insel erwarten wird.

Mein erster Eindruck: Renovierungsbedürftige Häuser, schmale Gassen und irgendwie hat  alles den Flair einer italienische Kleinstadt vor hundert Jahren.

Ich habe mich bei Rubys Backpacker eingebucht und zusammen mit meinem Roommate Marta aus Spanien (wir haben das Hostel für uns alleine) erkunden wir die 2500m x 600m große (oder kleine) Insel.

Auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich bei den alten Häusern nicht um leerstehende Ruinen handelt. Es handelt sich bei jedem Haus um ein bewohntes, ehemals prachtvolles Gebäude.



In den vergangenen Jahrhunderten befand sich auf der Insel ein arabischer Handelsstützpunkt. Später wurde Sie von den Portugiesen besetzt und erfolgreich mehrmals gegen die Niederländer und gegen die Omanis verteidigt und galt schließlich als unbesiegbar.

Ursprünglich sollte  „Mocambique“ nur die Insel bezeichnen. Erst viel später setzte sich der Name für die ganze Kolonie durch.

Zwei Drittel der Insel werden komplett als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft, kein Neubau zerstört das hervorragend erhaltene, historische Stadtbild. Aufgrund der Vergangenheit der Insel leben hier nun die Kulturen und Religionen der Europäer, Inder, Afrikaner, Araber und Perser friedlich auf engsten Raum zusammen.



Den ganzen Tag auf den Straßen herumflanieren, die einzigartige Atmosphäre genießen, sich mit den offenherzigen Einwohnern unterhalten in (für mosambikanische Verhältnisse) süßen Cafés und Restaurants einkehren. So verbringt man seine Zeit auf der Insel, und vergisst den Alltag, jeglichen Stress und sogar die Bundestagswahlen in Deutschland.

An einem Abend haben wir die Möglichkeit bekommen, mit einer hochschwangeren, mosambikanischen Hausfrau traditionell zu kochen. Traditionell heißt in dem Fall auf dem Boden, ohne Gas, ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Xima, Maniokcurry, Arroz com Coco und Fried Fish werden von uns in echter Handarbeit zubereitet. Und wenn man die (nicht vorhandene) Hygiene für einen Moment vergisst, hat sich das aufwendige Kochen mehr als gelohnt und wir genießen unser traditionelles Mahl.

Am nächsten Tag wird uns von Einheimischen ein Dhau-Trip angeboten. Sie werben mit einer einsamen Insel, Schnorcheln und Whalewatching. So 100% vertrauen wir ihnen zwar nicht, wagen uns aber dennoch aufs Segelboot.



Auch wenn ich nun zum ersten Mal in meinem Leben  zu spüren bekomme, wie es sich anfühlt Seekrank zu sein, ist es dieser besondere Tag auf dem Meer auf jeden Fall Wert!
Erste Station ist die Ilha Goa. Dort angekommen muss ich mich erstmal zwicken. Eine einsame Insel wie aus dem Bilderbuch: weißer Sand, türkis-blaues Wasser, überall Kokosnusspalmen und ein alter Leuchtturm. Von dessen Spitze kann man die ganze Insel bewundern und uns wird klar, dass wir wirklich die einzigen Menschen weit und breit sind.




Vor der Insel haben wir dann noch die Möglichkeit zu Schnorcheln und bestaunen dabei das ebenso friedliche Leben der kleinen Fische zwischen den Korallen. Leider habe ich keine wasserfeste Kamera, sodass ich euch davon kein Foto präsentieren kann...
Als nächstes steht Whale watching auf dem Programm. Also alles ins Boot schmeißen und vom Wind treiben lassen. Dreißig Minuten später irren wir immer noch erfolglos auf dem offenem Meer herum. Es ist extrem starker Seegang, ich merke wie ich schon wieder Seekrank werde und will eigentlich nur noch zurück an Land, um wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.
Doch dann – endlich – sichten wir einen Wal in der Ferne. Die Übelkeit ist sofort vergessen. Wir nehmen Kurs auf und können sogar noch mehr dieser gigantischen Lebewesen bestaunen. Unglaublich  wie diese immer wieder ihre rießigen Körper aus dem Wasser hieven und mit einem lauten „Platsch“ (Wir sind so nah dran, dass wir das sogar hören können) in den Tiefen des Meeres verschwinden. Im Vergleich zu einem Wahl kommt mir unser Bötchen plötzlich sehr klein vor. Von mir aus müssen wir den Tieren nicht noch näher kommen um sie zu bestaunen. Doch leider reichen meine Portugiesisch-Kenntnisse nicht aus, um den Guides meine Sorgen zu vermitteln. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass nicht einer der Wale auf die Idee kommt auf unser Boot zu springen. Denn eins ist sicher: Wir wären definitiv die Verlierer.



Glücklicherweise verlauft alles reibungslos und wir legen nach einer sechsstündigen Tour sicher im Hafen an.
Mittlerweile bin ich wieder „zu Hause“ in Pemba angekommen und muss die ganzen neuen, tollen Erlebnisse und Erfahrungen des letzten Wochenendes erstmal verarbeiten.


Meine Reiselust wurde geweckt und als nächstes steht eine andere Insel Namens „Ibo“ auf meiner Wunschliste. Mal sehen ob ich diesen Trip irgendwie organisieren kann (öffentlicher Fernverkehr ist hier eine komplizierte, zeitaufwendige und etwas gefährliche Angelegenheit...).

Liebe Grüße und bis ganz bald!
Eure Elena



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